Animationen mit Legetrick

Titelbild

Carolin Albers, Jakob Fliess, Christian Kreitschmann

SuMO - Studier- und Medienkompetenz Online
Universität Hamburg
cc-by-sa 4.0 | 06-2016

Inhaltsverzeichnis

Was ist Legetrick?

Durch eine kreative Geschichte und lebendige Bilder werden schwierige Inhalte im Erklärfilm für den Zuschauer leicht verständlich dargestellt. Der große Lernerfolg beruht nicht zuletzt auf dem großen Unterhaltungswert der Filme. Erklärfilme können mit verschiedenen Techniken produziert werden, die jeweils ihre Vor- und Nachteile und ihren ganz eigenen Effekt auf das Endprodukt haben. Die älteste und auch bekannteste Technik ist die Legetricktechnik.

Für den klassischen Legetrickfilm kommt ein ganz in weiß gehaltener Untergrund zum Einsatz. Die benötigten Objekte werden auf Papier gezeichnet und ausgeschnitten. Wenn es schnell gehen soll, besteht auch die Möglichkeit sich lizenzfreie Bilder aus dem Internet auszudrucken und auszuschneiden. In der Regel sind die Bilder schwarz-weiß, um darüber einen ausreichend hohen Kontrast zwischen Objekten und Hintergrund zu gewährleisten. Doch es kann auch noch eine zusätzliche Kontrastfarbe eingesetzt werden.

Die Objekte werden animiert, indem sie mit der Hand von A nach B geschoben werden. Am Ende jeder Sequenz wischt die Hand die ausgelegten Elemente vom Tisch und die nächste Sequenz kann beginnen. Je nach Geschmack kann die Hand auch durch dünne Stöcke oder Fäden ersetzt werden, welche die einzelnen Elemente im Erklärfilm bewegen. Das ganze wird von einer Kamera gefilmt, die senkrecht und mittig über dem weißen Untergrund positioniert ist.

Ein Beispiel

Anhand unseres Tutorials möchten wir dir zeigen, wie der Entstehungsprozess eines Legetrickvideos ablaufen könnte und worauf man bei der Vorbereitung und der Produktion eines Legetrick-Videos achten sollte. Damit du ein paar erste Eindrücke vom Format Legetrick bekommst, findest du hier zwei Beispiele.

In diesem Video wird der grundlegende Ablauf für die Produktion eines Legetrick-Videos erklärt.

In diesem Video werden die Vorteile von E-Mail Clients veranschaulicht.

Das Material

Die Produktion von Legetrickfilmen ist recht kostengünstig. Zunächst benötigt man einen großen weißen Untergrund, auf dem die Objekte später mit der Hand hin und her geschoben werden. Außerdem braucht man weißes Papier.

Mit einem schwarzen Stift werden auf das Papier Bilder gezeichnet. Es können auch Bilder in schwarz-weiß ausgedruckt werden. Man kann natürlich auch mit Farbe arbeiten, allerdings wird es in der Nachbearbeitung dadurch schwieriger die Papierkanten der Bildelemente unsichtbar zu machen. Denn bei der Schwarz-Weiß Variante wird dazu später in der Nachbearbeitung der Kontrast erhöht, bei der farbigen Variante können dadurch die Farben verfälscht werden. Die Bildelemente werden später mit einer Schere ausgeschnitten.

Der Tisch, auf dem man die Objekte von A nach B bewegt sollte nicht zu klein sein und eine für dich angenehme Höhe haben. So hast du genug Platz, um die Objekte von A nach B zu verschieben und kannst gut arbeiten! Es muss nicht immer die teuerste Kamera sein. Unter Umständen erzielt auch ein Handy mit hoher Auflösung oder ein Fotoapparat mit Filmfunktion gute Ergebnisse. Ein optimales Resultat erzielt eine Spiegelreflexkamera mit Filmfunktion, da sie eine besonders hohe Auflösung hat. Die Kamera sollte durch ein Stativ in einer festen Position fixiert sein, damit der Bildausschnitt immer gleich bleibt.

Je geringer die Brennweite des Objektives der Kamera ist, desto näher kann man an die Bildoberfläche heran und hat trotzdem einen weiten Bildausschnitt. Das ist sehr praktisch, denn dann muss die Kamera nicht so hoch aufgestellt werden und man hat weniger Probleme mit dem Wackeln durch die Instabilität eines weit ausgefahrenen Statives. Zoom-Objektive haben in ihrer geringsten Stufe häufig kleine Brennweiten, bei ihnen muss man jedoch aufpassen, dass sie sich während des Filmens nicht automatisch durch die Schwerkraft ausfahren und den Bildausschnitt verändern. Eine Lösung ist es, das Objektiv mit leichtem Klebeband zu fixieren. Handys haben häufig eine größere Brennweite, dadurch muss man sie viel höher anbringen um auch wirklich alles im Bild zu haben.

Nicht jeder hat professionelle Scheinwerfer, um seine Szenerie auszuleuchten. Arbeitet mit den Mitteln, die euch zur Verfügung stehen. Unter Umständen funktionieren auch zwei Schreibtischlampen. Wichtig ist hierbei nur, dass das Licht von oben kommt und die Hand später beim Verschieben der Objekte möglichst wenig Schatten erzeugt.

Grundlegende Materialien:

  • Stift
  • Papier
  • Schere
  • Kamera
  • Tisch
  • Einfarbiger Untergrund
  • Stative

Erweiterte Materialien

  • Licht
  • Schnittsoftware
  • Mikrofon

Jetzt geht es los!

Schritt 1. | Die Vorbereitung

Jeder Trickfilm lebt von einer kreativen Geschichte und Idee!

Es ist gut den Text oder die Geschichte möglichst einfach zu halten, damit er leicht umsetzbar ist. Eine bildhafte Sprache kann helfen, später leichter die passenden Motive zu finden. Es ist von Vorteil den Text so weit wie möglich vorzuschreiben und erst dann mit dem Storyboard zu beginnen. Später kannst du den Text anhand des Storyboards noch anpassen.

Ein Storyboard ist eine gute Möglichkeit, sich einen ungefähren Überblick über einzelne Bildideen und den Ablauf des Filmes zu verschaffen. Das Storyboard enthält neben den Bildideen auch welche Handbewegungen vorkommen sollen und in welche Richtung die Objekte auf dem Tisch ausgelegt oder abgeräumt werden sollen. Es hilft das Geschehen in kleine Szenen zu unterteilen, die man dann später abfilmt. Das führt dazu, dass man bei kleinen Fehlern nicht noch einmal von vorne anfangen muss.

Der Film sollte auf diesem Wege so weit wie möglich vorausgedacht werden. In diesem Stadium können Ideen schnell zu Papier gebracht und Änderungen problemlos vorgenommen werden. Das spart später bei der Produktion des Erklärfilmes wertvolle Zeit. Erst danach sollte eine Liste mit Motiven erstellt werden, die für den Erklärfilm benötigt werden.

Schritt 2. | Die Bildobjekte

Entweder man zeichnet die Motive selbst oder man recherchiert sie aus dem Internet. Es besteht die Möglichkeit auf verschiedenen Internetseiten auf die Suche zu gehen und die Motive später auszudrucken und auszuschneiden.

Wenn es schnell gehen muss oder man selbst kein begabter Zeichner ist, lohnt sich die Recherche im Internet. Wichtig bei der Bildersuche ist, dass man sich nur lizenzfreier Bilder bedient! Sonst kann es eventuell Probleme mit dem Urheberrecht geben.

Selbstgezeichnete Motive machen deinen Film zu einem Unikat, denn du verwendest Motive, die sonst niemand hat! Der Film weist dadurch außerdem einen einheitlichen Stil auf und wirkt runder. Speziellere Motive müssen nicht lange im Internet gesucht werden und können schnell mit der Hand gezeichnet werden. Beide Varianten haben somit Vor- und Nachteile.

Es ist wichtig beim Zeichnen und Auswählen der Motive die Größe des Bildausschnitts der Kamera zu beachten, damit alle Motive später in diesen Ausschnitt passen. Außerdem sollten sie zueinander relativ gleichgroß sein. Manche Drucker sorgen dafür, dass sich das Papier stark wellt. Beim späteren Filmen können so ungewollte Schatten entstehen. Eine Möglichkeit ist hier, die Motive zusätzlich mit Pappe zu verstärken.

Schritt 3. | Der Aufbau

Zuerst benötigt man einen Untergrund, der genügend Fläche bietet, um die Bildelemente hin und her zu schieben. Am Besten eignet sich dafür ein Tisch. Er sollte eine für dich angemessene Höhe haben, damit du gut arbeiten kannst.

Bevor du mit dem technischen Aufbau beginnst, solltest du darauf achten, dass du dich in einem abgedunkelten Raum befindest. Das Tageslicht sollte nicht als Beleuchtung für dein Legetrick Video dienen, da es ständig variiert und sich jede kleinste Veränderung im fertigen Video bemerkbar macht. Am besten baust du dein Set so weit wie möglich von Fenstern entfernt im Raum auf, schließt die Gardinen oder klebst die Fenster ab. Erst dann ist die Bedingung für eine konstant gleichbleibende Belichtung gegeben. Nun kannst du mit dem eigentlichen Aufbau beginnen.

Als Nächstes findest du einen Weg, um die Kamera möglichst senkrecht über deiner Unterlage zu positionieren und wählst den Bildausschnitt. Wenn du mit dem Video beginnst, sollte dieser nicht mehr verändert werden: Nimm dir also genügend Zeit dafür! Es ist hilfreich, den durch die Kamera sichtbaren Ausschnitt auf dem Untergrund mit Klebestreifen o.ä. zu markieren, um so während des Drehs einen Überblick darüber zu behalten, wo das Bild beginnt und wo es endet.

Beim Lichtaufbau solltest du darauf achten, den Untergrund gleichmäßig zu beleuchten, so dass er im markierten Bereich einen einstimmigen Farbton hat - möglichst ohne Verlauf. Außerdem sollten die Lichtquellen so positioniert sein, dass deine Hand oder die ins Bild geschobenen Objekte möglichst wenig Schatten werfen und dabei trotzdem ausreichend ausgeleuchtet sind.

Wenn die richtigen Kameraeinstellungen gefunden wurden, diese am besten notieren. Wenn möglich sollte man versuchen, das Video in einem Rutsch abzufilmen, da sich dadurch am wenigsten am technischen Aufbau ändern kann und die Grundeinstellung durch das ganze Video hindurch identisch bleibt.

Schritt 4. | Der Probelauf

In einem Probelauf sollte überprüft werden, ob Text und Bild gut zusammenpassen. Ist dies nicht der Fall, können notfalls noch kleine Änderungen am Text vorgenommen werden. Ist bspw. der Text zu lang für die geplanten Bewegungen, kürzt du ihn, bis es passt. Wenn das Bild noch nicht ganz zum Text passt, kannst du die Motive noch ändern. Wenn du einmal durch bist, solltest du schon einen relativ guten Überblick darüber erhalten, ob der Inhalt verständlich dargestellt wird oder ob das Ganze noch ein wenig zu kompliziert ist. Dementsprechend passt du die Objekte oder den Text dann noch einmal an. Achte auch darauf, dass du schon jetzt flüssige Handbewegungen beherrscht und dir diese in etwa einprägst, damit es beim Filmen später keine Unklarheiten gibt.

Hier siehst du unser erstes Probevideo zum vorherigen Beispiel „E-Mail Client“. Es ist noch leicht unscharf, hat einen leichten Verlauf von weiß zu grau. Auch am Text haben wir später noch etwas geändert.

Schritt 5. | Special Effects

Beim Legetrick muss nicht nur gelegt werden: Es können auch "analoge Tricks" verwendet und in mehreren Papierebenen gearbeitet werden. Die Hände selbst können auch besondere Rolle spielen, bspw. indem sie etwas kommentieren. Seid kreativ! Trotz begrenzter Mittel lässt sich viel erreichen und dabei hilft, viel auzuprobieren und nicht zu eng zu denken. Als Anregung findet ihr hier ein paar Ausschnitte aus einem sehr gelungenen Legetrick-Video zum Thema Wasser.

Hier könnt ihr euch noch einmal das gesamte Video mit ein paar weiteren Lege-Tricks anschauen. In hoher Auflösung findet ihr das Video unter folgendem Link: https://www.podcampus.de/nodes/pjOAv/

“Wasser“ von Larinia-Marei Breuer, Stephan Funk, Wiebke Lüders, Ann-Kristin Nowatzyk, Klaas Opitz, Tobias Pape, Luzia Schleip, Marie Kristin Seitz, Sibel Ünlü, Luca Weineck ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Schritt 6. | Das Filmen

Zu zweit zu arbeiten erleichtert das Ganze erheblich. Eine Person kann den Text lesen, während die zweite Person passend die Bilder reinschiebt. Es ist hilfreich, die für die Szene benötigten Motive am Rand des Bildausschnitts zu positionieren. Je mehr Motive du hast, umso schwieriger ist es, sie passend zum Text reinzuschieben. Deswegen ist es sinnvoll, es mit der Bebilderung nicht zu übertreiben und die Szene möglichst einfach zu halten.Bevor du anfängst zu Filmen, stellst du die Kamera ein. Besonders wichtig ist der manuelle Weißabgleich, den du auf deinen weißen Untergrund abstimmst. Dadurch wird der Untergrund auch wirklich als „weiß“ abgebildet, unabhängig von den Lichtverhältnissen. Je nach Kamerahersteller funktioniert das Einstellen des manuellen Weißabgleiches unterschiedlich, im Internet findest du zahlreiche Tutorials. Die restlichen Einstellungen findet die Kamera auch automatisch, mit Veränderung des Iso-Wertes und der Blende lassen sich aber noch Feinabstimmungen vornehmen.

Je höher der Iso-Wert und je niedriger die Blende, desto heller wird das Bild. Es ist von Vorteil, die Blende auf einer höheren Zahl zu belassen und dafür den Iso-Wert höher einzustellen, um eine möglichst hohe Tiefenschärfe zu erreichen, damit auch wirklich alles scharf ist. Du solltest versuchen, ein möglichst helles Bild zu erreichen, aber eben nur so hell, dass man alles gut erkennen kann und deine Hand farblich nicht verfälscht wird. Einfach ausprobieren! Wenn das geschafft ist, stellst du deinen Fokus - die Schärfe - genau auf die Bildoberfläche ein, also da, wo letztendlich die Bildobjekte liegen werden. Es ist sinnvoll, die Schärfe während des Filmens zu kontrollieren, damit es später keine Überraschungen gibt.

Du solltest dir Gedanken machen, ob du alles in einem Rutsch filmst oder die Sequenzen in einzelne „Häppchen“ Aufteilen möchtest. Für den späteren Schnitt ist es einfacher, kleinere Sequenzen zu filmen, denn dadurch wird der Vorgang übersichtlicher. Falls eine Szene beim ersten Mal nicht klappt, dreht man die zusammenhängende Sequenz einfach nochmal. Falls du später nicht schneiden möchtest, kannst du auch versuchen alles in einem Rutsch zu drehen. Dadurch wird es schwieriger den Sprechtext mit dem Bild zu synchronisieren und es kann sein, dass es sehr viele Versuche braucht, bis du mit einem Durchgang wirklich zufrieden bist.

Schritt 7. | Die Audioaufnahmen

Titelbild

Entweder du nimmst den Text mit einem externen Mikrofon auf, viele Laptops haben aber auch ein integriertes Mikrofon. Mit dem kostenlosen Audioschnitt-Programm „Audacity“ können einfach Tonaufnahmen gemacht und bearbeitet werden. Du kannst den Text entweder in einem Rutsch aufnehmen oder ihn in Absätze unterteilen und jedes Mal erneut eine Aufnahme starten. Für den späteren Schnitt ist letzteres praktischer, da man den Text ohnehin meist in kleinere Sequenzen schneiden muss, um ihn auf das Video abzustimmen.

Achte während der Tonaufnahme darauf, dass möglichst wenig Störgeräusche in deinem Raum sind. Also möglichst Fenster schließen und andere Störquellen beseitigen. Um die Tonqualität zu steigern sind kleine, gedämpfte Räume sehr praktisch; falls sowas nicht vorhanden ist, lässt sich auch mit einer Decke eine kleine „Tonkammer“ basteln.

Schritt 8. | Die Nachbearbeitung

Final Cut - Schnittanleitung

Zuerst suchst du die besten Takes raus und sortierst diese. Dann fügst du sie in das Schnittfenster ein und schneidest sie. Im Anschluss nimmst du passend zur Schnittgeschwindigkeit den Ton auf. Als Letztes werden Ton- und Videospur zusammengefügt und das Finetuning für einen flüssigen Ablauf des Videos vorgenommen. Hier veranschaulichen wir anhand des Schnittprogramms „Final Cut“ einen möglichen Ablauf des Schnittprozesses. Du kannst dir, wenn du mit einem Apple Computer arbeitest, eine 30-Tägige Testversion kostenlos im Appstore herunterladen.

Links

E-Teaching.org: Als Teil eines Themenspecials findet sich hier ein Vortrag mit einer Einführung in das Thema „Erklärvideos“.

e-teaching.org/community/communityevents/schulung/erklaervideos-selbst-erstellen-techniken-planung-und-erstellung-training

Auf Explain-it.tv findest du Tipps zum Konzept und Vorbereitung einer Legetrickproduktion:

explain-it.tv/erklaervideos-selber-machen

Portale zur Recherche von Lizenzfreien Bildern:

thenounproject.com flickr.com offset.com pixabay.com

Portal für unter Creative Commons lizensierte Audiosamples:

freesound.org

Gratis Programm für die Tonaufnahmen:

http://www.audacityteam.org

Gratis Video-Schnitt Programme:

windows.microsoft.com/de-de/windows/get-movie-maker-download

iMovie ist auf den meisten Mac-Betriebssystemen schon vorinstalliert. Sollte dies bei dir nicht der Fall sein, kannst du es hier herunterladen:

itunes.apple.com/de/app/imovie/