„Also Dein Text ist, äh…, irgendwie nicht so gut…“ Schlecht formuliertes Feedback hilft uns nicht weiter. Im Laufe deines Studiums werden dich deine Kommilitonen/ Kommilitoninnen immer wieder einmal um Feedback für ihre Arbeiten bitten. Du erfährst hier, worauf es bei dem Feedback-Geben ankommt.
Warum ist Feedback wichtig?
Bei dem Schreiben von Protokollen, Exkursionsberichten, Haus- und Abschlussarbeiten kann es passieren, dass man an irgendeiner Stelle nicht weiterkommt oder sich nicht sicher ist, ob die Herangehensweise eigentlich richtig ist. Feedback kann Dich dabei unterstützen, deine wissenschaftlichen Arbeitsweisen Schritt für Schritt weiter zu entwicklen und eingefahrene Denkmuster in Frage zu stellen. Allerdings ist nicht jedes Feedback gleichermaßen hilfreich.
Wir zeigen Dir zwei einfache Methoden für Feedback zu schriftlichen Arbeiten und mündlichen Beiträgen.
Wir stellen Dir hier eine einfache Methode vor, wie Du anderen konstruktives Feedback zu schriftlichen Arbeiten geben kannst. Und damit das ganze nicht trocken und langweilig wird, starten wir mit einer kleinen Übung
Starten wir mit einem kleinen Fallbeispiel: Anton, 21, studiert Biologie im ersten Semester. Nächste Woche endet die Abgabefrist für seine Hausarbeit und er ist sich nicht sicher, ob er den wissenschaftlichen Stil trifft, den die Dozentin erwartet. Drei seiner Freunde, haben sich bereit erklärt, seinen Text einmal gegenzulesen und Feedback zu geben. Lies Dir Ihre E-Mails durch!
Von: anton@uhh.de An: christin@uhh.de; malin@uhh.de; tonia@uhh.de — Betreff: Kritik wissenschaftliche Arbeit Hey, Diese Hausarbeit bringt mich noch um den Verstand. Ich habe nicht so richtig verstanden, was die Dozentin erwartet. Ich bin mir echt unsicher, ob das so passt, d.h. ob ich auch sachlich genug bin und die Ergebnisse richtig interpretiert habe. Ich schicke Euch daher schon einmal den vorläufigen Entwurf. Merci für Euren Rat. 🙂 Verzweifelte Grüße, Anton |
Was meinst Du? Welches Feedback ist hilfreich?
Gutes Feedback geben in vier Schritten
Ein wirklich hilfreiches Feedback, sollte vier Aspekte berücksichtigen:
Das bedeutet nicht, dass Du in jedem Absatz, alle vier Feedbackvarianten einfließen lassen musst – nicht immer gibt es etwas zu bemängeln oder Anlässe zur Reflexion. Kritik solltest Du allerdings nie alleine stehen lassen, sondern stets durch konkrete Vorschläge und Ideen ergänzen. Ansonsten besteht die Gefahr, den Autor bzw. die Autorin stark zu frustrieren.
Sieh Dir noch einmal Tonias Anwort an:
Betreff: RE: Kritik wissenschaftliche Arbeit Moin Anton, eins vorweg: Ein wissenschaftlicher Text ist immer schwierig, weil jeder Dozent, jede Dozentin etwas Anderes erwartet. Die Einleitung und das erste Kapitel lesen sich noch wie eine persönliche Stellungnahme. Hier solltest Du Dich mehr auf den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse beziehen, z.B. wenn Du die Auswirkungen der Temperatur auf die Verbreitung des Planktons darstellst. Ich habe dir im Dokument die Textstellen markiert. Stell Dir vor, dass alle Fakten die Du da beschreibst, sich auf eine (gute) Quelle beziehen müssen. Erst danach, ziehst Du ein (persönliches) Resümee. Verzichte auf „Eindrücke“ und „Vermutungen“. In Kapitel zwei und drei deines Textes triffst Du Stil eines wissenschaftlichen Artikels richtig gut! Du fasst die Ergebnisse prägnant zusammen und zeigst die Stärken und Schwächen deiner gewählten Theorie auf. Übrigens, ich weiß zwar nicht was in dem letzten Kapitel des Hauptteils noch folgen soll, aber wie wolltest Du erklären, dass ein Temperaturunterscheid von 0,2 Grad keine signifikanten Auswirkungen hat? Viele motivierende Grüße, Tonia |
Es gibt spannende, gut gemachte Referate und Vorträge und Beiträge mit „Entwicklungspotzenzial“. Für die Referenten ist konstruktives Feedback in den Feedbackrunden wichtig und hilfreich, um den eigenen Vortragsstil weiterzuentwickeln. Wir empfehlen dir, die folgenden drei Aspekte zu berücksichtigen.
Probiere dich einmal selbst aus!
Sieh dir den folgenden Abschnitt aus dem Video an und beobachte den Referenten genau!
Welches Feedback würdest du dem Referenten geben? Formuliere ein paar Stichpunkte!
Hier kannst du noch ein zweites Mal das Feedback geben üben!
Was gibt es beim Feedback geben noch zu beachten?
Wie kämen diese Rückmeldungen bei Dir als Redner/in an?
„Ich finde, es war etwas schwer dir bei der Vorstellung der Gliederung zu folgen. Ich denke es wäre besser in die Richtung der Zuhörer zu sprechen und das Sprechtempo zu verlangsamen, um die Zuschauer nicht zu abzuhängen.“
„Du hast am Anfang viel zu schnell gesprochen und keiner ist mitgekommen. Das musst du verbessern.“
Wir empfehlen Dir: Sprich mit Ich! Denn wenn du es auf dich selber beziehst, bleibt es eine Meinung. Beziehst du den Satz auf die vortragende Person und nicht auf dich selber, kann es angreifend, demotivierend und zu allgemeingültig wirken. Mache daher besser deutlich, dass dies deine Ansicht ist, die natürlich nicht von jedem geteilt werden muss.
Checkliste zum Feedback geben
Grundsätzlich ist der inhaltliche Aspekt bei einem (wissenschaftlichem) Vortrag der wichtigste Aspekt. Aber um ein Thema verständlich kommunizieren zu können, ist das Wie entscheidend. Hier findest du ein paar Aspekte auf die du beim Feedback eingehen kannst.
- Wurde in der Präsentation auf die zentralen Aspekte des Themas eingegangen?
- Wurden Beispiele genannt?
- Sind die Aussagen plausibel belegt? Erscheint die Argumentation schlüssig?
- Wurden die Inhalte formal korrekt dargestellt? (Tabellen, Abbildungen, Formeln)
- Sind Struktur und Aufbau der Präsentation plausibel?
- Ist das Sprechtempo angenehm?
- Wurde die Fachsprache dem Vorwissen der Zuhörer/innen angepasst?
- Wurde frei gesprochen?
- Wie war die Haltung? Offen dem Publikum zugewandt oder verschlossen und abgewandt?
- Wurde Blickkontakt mit dem Publikum aufgenommen?
- Bezog der Redner/die Rednerin die Zuhörer/innen in den Vortrag mit ein?
- Reagierte der Redner/die Rednerin flexibel auf die Zuhörer? Geht er bzw. sie auf die Beiträge aus dem Publikum ein?
- Gab es ein Handout für die Zuhörer/innen?
- Wurden die Medien gut gestaltet?
- Unterstützen die Medien (Smartboard, Voting-Apps, Folien, Tafel, Stellwand) den Vortrag oder lenken sie die Zuhörer/innen eher ab?
- Wurden Schaubilder, Grafiken und weitere Visualisierungen (sinnvoll) eingesetzt?
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