Klar, eine gute Note möchte jeder gerne haben und das möglichst bei geringem Aufwand. Allerdings ist beides nicht immer möglich. Woran macht man diese Entscheidung fest?
Wie viel kann und will ich investieren?
Sehen wir uns ein Beispiel aus dem Informatikstudium an. Softwareentwicklung gilt als eine der zentralen Veranstaltungen dieses Fachs. Es gibt sechs Leistungspunkte für den Besuch der Vorlesung sowie der begleitenden Übung. Beide müssen bestanden werden. Bei der Frage, wieviel Zeit und Energie man für die Prüfung investieren möchte, können verschiedene Fragen eine Rolle spielen – z.B. wie wichtig einem die Note in dieser Prüfung ist, ob man sich unabhängig von der Note für die Inhalte interessiert oder wieviel Zeit man mit seiner Familie oder Freunden verbringen möchte.
Hinter dieser Frage stehen zwei grundsätzliche Entscheidungen:
- Wie viel Zeit hast du, bzw. willst du investieren?
- Wie tief und nachhaltig möchtest du die Inhalte lernen?
Der Zeitaspekt
Hier musst du dich entscheiden, ob du dich mit Zeit und Muße der Prüfungsvorbereitung widmen möchtest (Langfristige Lernstrategie), ob du dir einen klar definierten Zeitrahmen in den letzten Wochen vor der Prüfung setzt (Mittelfristige Lernstrategie) oder ob du dich auf ausgewählte Inhalte beschränkst, um mit einer für dich akzeptablen Note zu bestehen (Kurzfristige Lernstrategie).
Je nachdem, welches Ziel du verfolgst, wie sich die Gesamtsituation bei dir gestaltet und welche Risiken du bereit bist einzugehen, kann sich die eine oder andere Lernstrategie anbieten.
Der Nachhaltigkeitsaspekt
In der Bildungsforschung wird zwischen zwei Typen von Lerner/innen unterschieden: Denjenigen die oberflächliche Lernstrategien anwenden (Surface Learning), wie „Einfaches Wiederholen“, „Arbeiten mit vorgegeben Folien und Skripten“ und denjenigen, die sogenannte Tiefenstrategien anwenden (Deep Learning), wie „Eigene Lernmaterialien erstellen“, „Sich mit anderen über den Stoff austauschen“, „Eigene Übungsfragen zu überlegen“, usw.
Wendest du Tiefenstrategien an, werden die Informationen mit höherer Wahrscheinlichkeit im Langzeitgedächtnis verankert und du kannst noch Jahre später darauf zugreifen. Dafür nehmen diese Lernstrategien mehr Zeit in Anspruch. Man kann sich das vorstellen wie einen Eisberg: die Spitze zu erkunden benötigt nicht viel Zeit und ist auch wesentlich weniger aufwendig als in die Tiefe abzutauchen und die gesamte Masse zu inspizieren. Dafür wird die Spitze vermutlich als erstes schmelzen.
Kombiniert man den Zeit- mit dem Nachhaltigkeitsaspekt, lassen sich unterschiedliche Lernstrategien bilden. Wir stellen dir drei prototypische Strategien vor.
Je nach gewählter Strategie kannst du nur einen unterschiedlich großen Teil des gesamten Stoffumfangs abdecken. Die in der Zeit lernbare Stoffmenge haben wir im Eisberg jeweils farbig markiert.
Die Lernstrategien unterscheiden sich in Bezug auf den Zeitaufwand und ob der Stoff eher im Kurzzeit- oder im Langzeitgedächtnis verbleibt, d.h. wie lange du dich an die Inhalte vermutlich erinnern wirst. Auch das Risiko durchzufallen und der damit verbundene Stress sind verschieden. Für jede Strategie haben wir sowohl die Vor- als auch die Nachteile zusammengestellt.
Entscheidungshilfe
Um dir bei deiner Entscheidung zu helfen, haben wir einen digital ausfüllbaren Reflexionsbogen für dich erstellt. Unabhängig von deinen Antworten, geben wir außerdem eine kleine Empfehlung ab, wann welche Strategie sinnvoll sein kann.
Fazit
Gerade zu Beginn des Studiums fällt es nicht leicht, die Prüfungsvorbereitung zu durchdenken und zu planen. Wir empfehlen dir auf jeden Fall, zu reflektieren, wie die letzte Prüfungsphase gelaufen ist, um einzuschätzen, welches Vorgehen für dich passend ist. Finde heraus, unter welchen Bedingungen du optimal lernen kannst und welche Lernstrategie sich für welchen Stoff eignet. Geht es vor allem um Daten und Fakten, die abgerufen werden müssen, können auch kurz- und mittelfristige Strategien effizient sein. Sind Transferaufgaben und Übungen gefragt, ist ein kontinuierliches Arbeiten oft sinnvoller.
Auch der Austausch mit fortgeschrittenen Kommilitonen kann hilfreich sein, um zu erfahren, wie aufwendig die Veranstaltungen sind und ob die Inhalte im weiteren Verlauf des Studiums eine Rolle spielen werden.
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